Forum Maximilianeum 2022
Stadt statt Land? - Wirtschaft, Umwelt und politische Partizipation im Kontext räumlicher Disparitäten
Podium
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Michael Müller, MdB, Mitglied des Bundestags und Regierender Bürgermeister von Berlin a.D. (SPD
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Dr. Lydia Hüskens, MdL, Ministerin für Infrastruktur und Digitales sowie stellvertretende Ministerpräsidentin von Sachsen-Anhalt (FDP)
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Tanja Schweiger, Landrätin des Landkreises Regensburg (Freie Wähler)
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Prof. Dr. Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle
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Prof. TUM EoE Dr.-Ing. Holger Magel, Mitglied der Enquetekommission des Bayerischen Landtags "Gleichwertige Lebensbedingungen in ganz Bayern", Ehrenpräsident der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum
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Tim Oswald, Stipendiat der Stiftung Maximilianeum
Moderation
Marc Steinhäuser, stellvertretender Leiter der Ereignis-Redaktion bei Phoenix (ARD/ZDF)
Bericht
Das Jahr 2007 markierte einen Wendepunkt der Menschheitsgeschichte: Erstmals lebten weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Urbanisierung ist einer der Megatrends unserer Zeit. Dabei scheinen politische und gesellschaftliche Realitäten zwischen beiden Räumen immer weiter auseinanderzuklaffen. Doch ist dieser Trend so eindeutig wie er scheint? Gehört der Stadt die Zukunft? Wie wird sich das Verhältnis zwischen Stadt und Land, vor allem auch in Deutschland in Zukunft entwickeln? Und wie kann dieser Wandel gestaltet werden? Diese Fragen wurden beim diesjährigen Forum Maximilianeum diskutiert.
Mit seinem Impulsreferat gab Tim Oswald, Stipendiat der Stiftung Maximilianeum, der Diskussion einen Rahmen. Dabei zeigte er besonders die Problematik auf, dass eine eindeutige Definition von „Stadt“ und „Land“ in der polyzentrischen Struktur Deutschlands schwierig ist. Er veranschaulichte zentrale Konfliktlinien und wies auf die Gefahr hin, dass Städter von der ländlichen Bevölkerung zunehmend als bevormundende, „abgehobenen Großstadtelite“ wahrgenommen werden.
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Die anschließende Diskussion wurde moderiert von Marc Steinhäuser vom Fernsehsender Phoenix, der dieses Jahr sein Debut beim Forum Maximilianeum gab und sich dieser Aufgabe mit sehr viel Engagement und Witz annahm.
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In der Debatte verdeutlichte zunächst Lydia Hüskens, Vorsitzende der FDP Sachsen-Anhalt und Ministerin für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt, dass es im Grundgesetz ja um „gleichwertige, nicht um gleichartige“ Lebensverhältnisse gehe. Bei aller Vorsicht vor gesellschaftlicher Spaltung müsse man anerkennen, dass sich ein Leben auf dem Land nun einmal fundamental vom Leben in der Stadt unterscheide.
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Aus ländlicher Sicht betonte Holger Magel, Emeritus of Excellence der TU München und ehemaliger Professor für Bodenordnung und Landentwicklung, die Wichtigkeit aller vier Dimensionen der räumlichen Gerechtigkeit – infrastrukturell, politisch-verfahrenstechnisch, chancen- und bildungsbezogen und intergenerational. Zudem hob er die Erfolge der bayerischen Landesentwicklung und Dezentralisierung durch Investitionen in den ländlichen Raum hervor. Dabei gab er aufschlussreiche Einblicke in seine frühere Arbeit als Mitglied der Enquete-Kommission des Bayerischen Landtags „Gleichwertige Lebensbedingungen in ganz Bayern“.
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Dass selbst mit den höchsten Investitionen eine „erzwungene“ Auslagerung von Unternehmen in die Peripherie jedoch nicht funktionieren könne, da Städte eben notwendige Strukturen bereitstellten und eine Anziehungskraft auf Betriebe ausübten, entgegnete Michael Müller, ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin und Mitglied des Deutschen Bundestages für die SPD-Fraktion. Zudem sei mit dem Umzug in die Stadt seit jeher eine Art „Aufstiegsversprechen“ verbunden, was betriebliche und sozialstrukturelle Umsiedelungsversuche zusätzlich erschwere. Ähnlich argumentierte auch Oliver Holtemöller, stellvertretender Präsident des Leibniz- Instituts für Wirtschaftsforschung Halle und Professor für Makroökonomik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In einer Wissensgesellschaft entstünden neue Nettoarbeitsplätze vorwiegend im Dienstleistungssektor, und damit in der Stadt. Die wirtschaftliche Stärke des Landes sei damit nur bedingt förderbar.
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Tanja Schweiger, Landrätin des Landkreises Regensburg, war in dieser Hinsicht anderer Meinung.
Gerade durch die Digitalisierung sei es durch Remote Work immer besser möglich, auch Dienstleistungsberufe vom Land aus auszuführen. Auch die direkteren Möglichkeiten politischer
Partizipation und eine zukünftig weitgehend autarke, regionale und dezentrale Energie- und Stromerzeugung würden das Land langfristig sehr attraktiv machen.
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Im Anschluss an die Podiumsdiskussion gab es für das Publikum wie üblich die Möglichkeit, sich ausführlicher mit dem Thema auseinanderzusetzen und mit den Podiumsgästen ins Gespräch zu kommen – zunächst in einer offenen Fragerunde im Senatssaal und anschließend, in lockerer Atmosphäre bei Wein und Laugengebäck, im Steinernen Saal des Maximilianeums.
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Nach zweijähriger Unterbrechung ist das Forumsteam froh, dass endlich wieder ein Forum in Präsenz unter weitestgehend normalen Bedingungen möglich war. Wir bedanken uns bei allen Podiumsgästen und bei allen Helferinnen und Helfern, ohne die der Abend so nicht möglich gewesen wäre. Mit großer Vorfreude blicken wir jetzt schon dem Forum 2023 entgegen.
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Rafael Pfeiffer
Impressionen
Diskussionsbeitrag von Dr. Lydia Hüskens
Impulsreferat von Tim Oswald
Empfang im steinernen Saal
Diskussionsbeitrag von Dr. Lydia Hüskens